Rolltreppen und Pepsi: Der Ausflug mit dem Girlsclub

Veröffentlicht am 15. Juni 2025 um 05:24

Letzten Samstag hat es endlich geklappt: Der Ausflug mit dem Girlsclub ins Kino in die Mall nach Latacunga.

Seit Oktober dieses Schuljahres bieten Jenny und ich jeden Mittwochnachmittag den Club für die Mädchen der 7. bis 10. Klasse an. Dort sprechen wir über Themen, die die Mädchen beschäftigen, über den weiblichen Zyklus und Frauenrechte, basteln und spielen. So wollen wir auf entspannte Art und Weise einen Raum schaffen, der den Mädchen eine Abwechslung, Perspektive und Sicherheit bietet. Mit der Zeit hat sich dies wirklich zu einem Herzensprojekt von mir entwickelt, und ich bin stolz auf die Mädchen, die nun schon so viel offener über verschiedene Themen sprechen, und einfach jede Woche  aufgeweckt dabei sind. Um ehrlich zu sein, ab und zu war ich schon müde, und hätte den Club gern auf die nächste Woche verschoben. Doch es sind die Schülerinnen, die die Nachmittagsstunde immer einfordern und mit Motivation neue Projekte angehen wollen. Vor einiger Zeit konnten wir dank der Spenden, die wir bekommen haben, freie Periodenprodukte auf den Mädchentoiletten anbieten (das auch im Rahmen eines 2-Tages-Workshops zum Thema Menstruation und weiblicher Zyklus in der anderen Schule, in Moreta). Mit den restlichen Spenden haben wir nun endlich den langersehnten Ausflug nach Latacunga umgesetzt.

Für die Mädchen ist es so wichtig zu sehen, dass sie selbstständig Dinge unternehmen können, auch für wenig Geld, und dass es noch mehr gibt als das Dorf und ihre Arbeit nachmittags auf dem Feld, bei der, ebenfalls wie beim Kochen, leider meistens den Mädchen viel abverlangt wird.

Mein Wecker klingelte also am Samstagmorgen um 4:30 Uhr und in aller Frühe fuhren wir nach Guayama, um mit den Mädchen gemeinsam in den Bus Richtung Stadt zu steigen. Unter dem Sternenhimmel, der wirklich nirgendwo auf der Welt schöner sein wird als in Guayama, trudelten nun immer mehr Schülerinnen ein, gehüllt in ihre Plüschdecken, mit gekämmtem Haar und neuen Jogginganzügen. So ganz ohne die Tracht, da sahen sie noch einmal ganz anders aus. Ich war unsicher, ob wirklich alle Mädchen mitkommen würden. Doch am Ende waren tatsächlich alle 14 Mädchen im Bus und es konnte losgehen. Vom Busbahnhof liefen wir mit einem Stopp an der Bäckerei zur Mall. Womit wir nicht gerechnet hatten: In der Schlange im Kino kaufte die Person vor uns 36 Tickets. Mist. Das bedeutete 3 Stunden warten auf den nächsten Film. Doch das stellte sich als die beste Wartezeit hinaus. Die Mädchen fanden nämlich das große Bad mit den breiten Spiegeln und Handtrocknern, den Aufzug, der ihnen erst etwas Angst einjagte, schlussendlich aber von allen mit Freude genutzt wurde, und die Rolltreppen bei Weitem spannender als das Kino selber. Die Stunden  gingen schnell rum und es war eine Freude, dabei zuzusehen, wie sie hoch und runter, hoch und runter fuhren und immer zögernd vor den sich bewegenden Stufen der Rolltreppe standen, um dann aufzuspringen. Die Kinder hatten sich gewünscht, bei KFC zu essen, und so wurde auch noch Pepsi-Auffüllen zum Mini-Abenteuer, bevor wir Lilo und Stich schauten. Selbst auf der 3-stündigen Rückfahrt wurde noch viel gelacht, und wir kamen abends glücklich wieder in Guayama an. Nur ich war ziemlich müde, von der Verantwortung und dem innerlichen immer bis 14 zählen.

Am nächsten Morgen freute ich mich umso mehr, als zwei Mädchen mich fragten, wie teuer denn das Kino sei, und wie sie alleine am nächsten Wochenende in die Mall fahren können.

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